swing

quelle: hofer filmtage

Der erste Film aus der diesjährigen Retrospektive auf den Hofer Filmtagen, die Tony Gatlif gewidmet ist. Ich bin begeistert. Erzählt wird aus der Perspektive des vielleicht zehnjährigen Max (selbstbewusst und angenehm: Caspar Copp), der die Ferien bei seiner Großmutter in Straßburg verbringt. Max hört in einer Bar einen Mann Jazz Manouche auf der Gitarre spielen und setzt sich in den Kopf, diese Musik zu lernen. Im Austausch für Schreib- und Lesedienste überredet er Miraldo, ihm Unterricht zu geben. Max verliebt sich in Swing, ein burschikoses Manouche-Mädchen, das er zunächst für einen Jungen hält und taucht tief ein in die Welt der Manouches, sesshaften Sinti. Er hört sie ihre Sprache sprechen, lässt sich Fotos zeigen, Miraldo erzählt ihm über die Lebensweise der Manouches, Swings Großmutter über die Deporationen im besetzten Frankreich, die in ihrer Familie nur sie und ihr Bruder überlebten.

Gespielt wird der Gitarrist Miraldo von der Jazz Manouche-Legende Tchavolo Schmitt. Vor Beginn der Aufführung erläutert Tony Gatlif die Entstehungsgeschichte des Films, den er im Jahre 2002 realisiert hat und der dann auf die Berlinale eingeladen wurde. Auf einer seiner Reisen, die ihn in die Gegend von Straßburg geführt hat, lernte Gatlif die Musik von Tchavolo Schmitt kennen, der in einem der Choucrout-Restos für ein Bier und paar Euros Gitarre spielte. Gatlif überredete ihn und seine Kusins dazu, bei einem Film über ihn

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mitzumachen. Neben Tchavolo Schmitt spielen auch die bekannten Jazz Manouche-Musiker Mandino Reinhardt und Abdellatif Chaarani in Swing mit, außerdem tanzt und singt die tunesische Sängerin und Komponistin Ghalia Benali. Beeindruckend ein Lied, das Hélène Mershtein singt, die Swings Großmutter spielt.

Entsprechend steht die Musik des Jazz Manouche, die durch Django Reinhardt bekannt wurde, im Vordergrund des Films. In einem halbdokumentarischen Stil gedreht, werden die Lieder in voller Länge gezeigt. Durch die Augen und Ohren von Max hören und sehen wir, wie Miraldo aka Tchavolo Schmitt in einer Kneipe um ein paar Kröten spielt, sind bei einer Session in seinem Wohnwagen dabei, sitzen dort zwischen Gitarren, Kontrabass, Geigen und hören den Frauen beim Singen zu. Das Schlagzeug steht mangels Platz vor dem Wagen.

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Gerahmt wird der Film von der zarten Liebesgeschichte zwischen Max und dem burschikosen Manouche-Mädchen Swing (umwerfend: Lou Rech), die Gatlif mit Leichtigkeit und Frohsinn inszeniert, wie es eine Liebesgeschichte zwischen Kindern verdient. Da ist Raufen und schallendes gemeinsames Lachen, Sehnsucht und pure Lebensfreude.