exils

quelle: hofer filmtage

Ein französisches Paar Anfang zwanzig: die algerienstämmige Naïma (Lubna Azabal) und der von Algerienfranzosen abstammende Zano (Romain Duris). Sie beschließen, das Land ihrer Herkunft zu besuchen, das sie nie betreten haben: Zu Fuß, mit Zug und Bus reisen sie über Spanien nach Algerien. Sie fahren schwarz und schlafen unter freiem Himmel, waschen sich in öffentlichen Brunnen. Ein modernes Hippie-Pärchen, jung, frei und ungezwungen, unbändig in ihrer Liebe zueinander, immer Musik auf den Kopfhörern. Und lernen auf ihrer Reise verschiedene Menschen kennen, Geflüchtete und fahrendes Volk: Zano und Naïma werden von einer Roma-Gruppe zum Kaffee eingeladen und übernachten mit ihnen unter Planen, verbringen ein paar Tage mit dem algerischen Geschwisterpaar Habib und Leila, die auf der Suche nach einer besseren Zukunft versuchen, sich nach Paris durchzuschlagen, verbringen eine aufgeladene Nacht in Flamenco-Locations in Sevilla.

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Als ihnen das Geld ausgeht, arbeiten sie auf einer Obst- und Gemüseplantage, wo sie sich zusammen mit aus den verschiedensten Ländern nach Europa Geflüchteten auf einer Plantage verdingen. Sie beobachten, wie die Polizei Illegale verhaften, treffen dort aber auch Laila und Habib wieder. Laila schreibt einen Brief an ihre Mutter in Algier mit der Bitte, Zano und Naïma aufzunehmen. Später sehen sie, wie die Geschwister es schaffen, unter einem Lastwagen an der Polizei vorbeizukommen.

Für Romain Duris war es nach Gadjo Dilo (1992) die zweite Zusammenarbeit mit Regisseur Tony Gatlif. Gatlif folgt in Exils (Preis für die Beste Regie in Cannes 2004) mit Zano und Naïma seinen eigenen Spuren, da er erst 43 Jahre nach seiner Emigration nach Frankreich auf diesem Weg zum ersten Mal in seine Heimat zurückgereist ist. Und so schwer, wie es Gatlif offenbar gefallen war, Algerien wieder zu besuchen, so liegen auch über Naïma und Zano Schatten. Erst als sie nach ihrer am Ende sehr beschwerlichen Reise – gegen die aktuelle Fluchtrichtung – in Algier ankommen, wo sie in Lailas und Habibs Familie unterkommen, reißen unter dem Eindruck der schwierigen, frauenfeindlichen, restiktiven, desillusierenden algerischen Alltagsrealität die Wunden der Vergangenheit auf. In einer für das Publikum schwer erträglichen (was im Kino deutlich zu spüren war), mindestens zehnminütigen, gefühlt unendlich langen Szene kulminiert die Geschichte: Bei einer musikalischen Zusammenkunft kommt es zu einem karthatischen Tanz, bei dem Naïma sich zum immer drängenderen Rhythmus von Trommeln und traditionellen algerischen Blasinstrumenten im Schutz der anderen algerischen Frauen, die sie stützen, in einen beklemmenden Trancezustand versetzt, um in Anschluss – wozu sie die ältere algerische Frau bedrängt – endlich wieder die Beine auf den Boden zu bekommen.