iffr – 1. tag

Ich komme mittags in Rotterdam Centraal an. Erst als es mir gelingt, eine Horde gröhlender, offensichtlich alkoholisierter und auch sonst nicht besonders einnehmender junger Männer am Ausgang abzuschütteln, kann ich einen ersten entspannten Blick auf die Stadt werfen: Neben niedrigen Backsteinhäusern stehen hohe Gebäude, die es schaffen, nicht imposant oder klotzig zu wirken, überall wehen Festival-Tiger-Fahnen. Ich finde mein Hotel auf Anhieb – und bekomme sogar ein Zimmer nach hinten raus. Dann fahre ich ins Pressezentrum des Festivals im De Doelen-Gebäude und bin das erste Mal an diesem bislang recht anstregenden Tag ein bisschen glücklich: Hohe Räume, niederländisch geschmackvoll und luftig, mir weht weltläufige Luft um Nase und Ohren, die jungen Frauen an der Akkreditierungstheke sind von angenehmster Freundlichkeit.

Der Festivalkatalog ist überbordend. Bis zum frühen Abend bin ich damit beschäftigt, mein Programm für die nächsten Tage zusammenzustellen. Ich beginne heute gefällig mit Ying – Shadow, dem neuen Martial-Arts-Schinken von Zang Yimou aus China. Jippie!

Dieser Film ist allerdings nicht gerade repräsentativ für das Festival, das nach meinem heutigen Blick ins Programm wesentlich stärker auf Independent-Kino und Erstlinge jenseits des US-/europäischem Mainstreams ausgerichtet ist. Zu meiner Freude entdecke ich einen neuen Film von Merzak Allouache (Rih rabani – Divine Wind), den ich von Es-stouh – Les terrasses kenne. Claire Denis ist da, mit einer Masterklasse – und ihrem neuen Film High life, der bereits restlos ausverkauft ist. Doch dieser Film hat ja echte Chancen, regulär ins Kino zu kommen. Außerdem war ich von Denis‘ letztem Film alles andere als begeistert (lese: Un beau soleil intérieur). Ich dachte, vielleicht sind ja Komödien nicht Denis‘ Sache. Jetzt also ein Science fiction. Mit Robert Pattison und Juliette Binoche. Hm.