Ying – Shadow

Mit Ying – Shadow des Wuxia-Film-Großmeisters Zhang Yimou (Hero, The House of the Flying Daggers) beginne ich das Rotterdamer Festival mit einem Genrefilm in Blockbuster-Dimension – und dies auch noch auf der riesigen Leinwand im Grote Zaal des Schouwburg-Theaters! Das alles verspricht Kino-Unterhaltung vom Feinsten.

Doch die Freude über abgefahrene Ästhetik mit dem schwarz-weiß-(dunkel-)rotem Farbdesign hält nur kurz vor, die technisch hochelaborierte und -gerüstete Inszenierung verliert in ihrer krassen Künstlichkeit erstaunlich rasch ihre Faszination. Außerdem dauert es ziemlich lange, bevor da jemand wirklich durch die Luft wirbelt oder einen Stock (und hier: Regenschirm) in die Hand nimmt, um den Gegner stilvoll zu verdreschen. Und da bin ich auch schon gelangweilt.

Dass die Figuren so wenig kämpfen liegt daran, dass sie so viel reden. Die Dialoge sind bis ins Lächerliche stilisiert und bestehen aus langsam gesprochenen gewichtigen Sätzen und vielen Pausen. Den Machern des Streifens scheint es um die großen Gesten zu gehen, beim Sprechen, beim Leiden – allerdings flennt der Held angesichts seiner schwierigen Kindheit (nicht nur einmal) los – was für ein Waschlappen! Ich muss lachen – und bin im vollen Kino nicht allein. Auch die überhöhte Inszenierung von Gewalt trotzt mir schnell entnervtes Gekicher ab, und dass, obwohl ich in dieser Hinsicht nie sonderlich belastbar war. Die ganze Zeit diese ewigen unwahrscheinlichen Sterbeszenen und dieses Sich-selbst-die-Schwerter-und-Dolche-aus-dem Leib-Ziehen! Dass dann die  Kriegslist wie James-Bond anmutet, bloß in Bambus und Holz, ist nur noch Nebensache.

Und die Story? Sich bekriegende Königreiche, der invalide Commander des feigen Königs zieht die Strippen mittels eines heimlich eingeschleusten Doppelgängers („Shadow“), Shadow liebt aber Frau von Commander und will am Ende doch nicht für Commander sterben. Oder so ähnlich. Dazwischen wird ein Krieg geführt, viel, langsam, ganz langsam und gewichtig gesprochen, stark grimassiert, ausführlich getötet und lange gestorben. Blut fließt ordentlich – und
wirklich lustig dabei: das quellend-blubbernde Sounddesign. Ein Film, in dem es unentwegt regnet, ohne dass die Figuren jemals richtig nass werden.