Woody Harrelson ist Wilson. Und der ist intelligent, nervig und mit ausgesprägtem Sendungsbewusstsein ausgestattet, tritt seinen Mitmenschen grundsätzlich zu nahe und hat einen kleinen Terrier. Wilson ist einsam. Dann zieht sein einziger Freund aus der Stadt weg und sein Vater stirbt. Als Wilson daraufhin beschließt, es doch nochmal mit dem Leben zu versuchen, seine Ex (Laura Dern) ausfindig macht und dadurch erfährt, dass er eine jugendliche Tochter hat, die zur Adoption freigegeben wurde, kommt es zu allerlei Turbulenzen.
Mir geht der berufsjugendliche Humor der graphic-novel-Verfilmung von Craig Johnson sehr bald gehörig auf die Nerven, bin etwas gelangweilt und ich finde, dass Wilson getrost der Kategorie der überflüssigen Filmen zugeschlagen werden kann. Meine Begleitung dagegen ist angetan: Sie mochte die schräge Überdrehtheit, die Unvorhersagbarkeit des weiteren Verlaufs der Geschichte und die Ambivalenz der Hauptfigur, die einem in dem einen Moment peinlich ist und in dem nächsten Moment durch seine Aufrichtigkeit im Innersten berührt. Das freundlichere Fazit meiner Freundin: Kein weltbewegender Film, aber hübsch anzusehen.
In die Spätnachmittagsvorstellung kommt eine cinephile Freundin mit, sie schlägt vor den amerikanischen
Direkt im Anschluss an den durchwachsenen
Eines Tages steht die junge Meriem an der Pforte eines Hammams im volkstümlichen Viertel Bab el Oued in Algier, mit blutig geschlagenem Gesicht, hochschwanger und verfolgt von ihrem Bruder, der sie wegen der Schande töten will. Fatima, die Betreiberin des Bades, versteckt die junge Frau, die Wehen setzen ein, und Fatima muss im laufenden Betrieb des Bades eine Hebamme auftreiben, die bei der Geburt hilft. Immer unter der Gefahr, verraten und von den barbus, den bärtigen fanatisierten Islamisten, entdeckt zu werden.
An meinem dritten Festivaltag muss ich den Tag über arbeiten, es gab wenig Schlaf und die Laune steht nicht zum Besten. Mit etwas Mühe schleppe ich mich in den großen Saal der Kinos Münchner Freiheit in den algerischen Film. Bin vorsichtig mit meinen Erwartungen, habe so gut wie nichts über den Film gelesen und: Ein Wunder!
Am Samstag, meinem zweiten Festivaltag, habe ich nur Zeit für einen Film. Ich entscheide mich für Hong Sang-soos The day after, der Film lief im Wettbewerb von Cannes dieses Jahr. Ich entwickele eine Neugier am südkoreanischen Film, nachdem ich The taste of money von Im Sang-soo und letztens den opulenten The handmaiden von Park Chan-wook im Kino gesehen habe. The day after ist hübsch anzusehen, das Schwarzweiß könnte eine Reminiszenz an das ältere französische Kino sein und ich folgen den Menschen gerne mit dem Auge durch die melancholischen Bilder, wenn sie durch winterliche Stadtlandschaften laufen. In erster Linie ist The day after allerdings ein Dialogfilm, die Wortwechsel sind durchaus intelligent, mitunter schonungslos entlarvend, und wohltuend mit ausreichend Zeit inszeniert. Und doch gelingt es mir nicht, für die Liebeswirren eines alternden Verlegers zwischen (junger) Geliebter, Ehefrau und neuer (junger) Angestellten wirklich Interesse aufzubringen.
Arrivierte Künstlerin (Juliette Binoche) schläft sich auf der Suche nach der wahren Liebe durch die männliche Figurenlandschaft ihrer saturierten Welt der Künstler-Galeristen und Möchtegern-Intellektuellen. Die Message ist schnell verstanden. Es geht um die gehobene Bourgeoisie, die selbsternannte intellektuelle Elite des Landes und ihre Arroganz, ihre ewige Selbstbespiegelungen und die Sinnentleertheit ihrer Existenz. Es wird analysiert statt zu leben, geredet statt geliebt, und dabei so viel Idiotie abgesondert, dass man sich selbst demaskiert. Der Stoff, das Setting und die Figurenauswahl wären hervorragend dazu geeignet gewesen, eine bitterböse Abrechnung zu inszenieren, die Spaß macht und zugleich auch ein bisschen weh tut oder sogar ein bisschen mehr.
In den beiden ersten Einstellungen von Cuori Puri sehen wir in Großaufnahme die Köpfe zweier rennenden Menschen: Ein junger Mann verfolgt eine junge Frau. Die Kamera von Claudio Cofrancesco ist in diesem Film nah dran an den Menschen, es sind Menschen auf der Flucht, die Bilder wackeln. Dann holt der junge Mann das Mädchen ein, das ein Handy gestohlen hat. Und die beiden verlieben sich ineinander.
Zum dritten Mal bin ich beim Münchner Filmfest dabei. Auch dieses Jahr ist es wieder extrem heiß in München und ich stelle mich mental bereits auf die Sommergrippe ein, die auf die klimatisierten Kinosäle folgen wird. Und auch auf diesem Festival überfordert mich bei den ersten Durchgängen durch das Festivalheft die Vielfalt und schiere Menge des Programms.

Am heutigen Donnerstag, dem dritten Hoferfilmtag, stehen zwei Road-Movies auf meinem Programm, die unterschiedlicher kaum ausfallen könnten: Zwei Frauen, die aus einer psychiatrischen Anstalt ausbüchsen und durch die Toscana touren (La pazza gioia / Die Überglücklichen von Paolo Virzì) sowie ein ungleiches Paar auf einer Suche, das es durch die weiten Landschaften des syrischen Kurdistans führt (