Am Samstag, meinem zweiten Festivaltag, habe ich nur Zeit für einen Film. Ich entscheide mich für Hong Sang-soos The day after, der Film lief im Wettbewerb von Cannes dieses Jahr. Ich entwickele eine Neugier am südkoreanischen Film, nachdem ich The taste of money von Im Sang-soo und letztens den opulenten The handmaiden von Park Chan-wook im Kino gesehen habe. The day after ist hübsch anzusehen, das Schwarzweiß könnte eine Reminiszenz an das ältere französische Kino sein und ich folgen den Menschen gerne mit dem Auge durch die melancholischen Bilder, wenn sie durch winterliche Stadtlandschaften laufen. In erster Linie ist The day after allerdings ein Dialogfilm, die Wortwechsel sind durchaus intelligent, mitunter schonungslos entlarvend, und wohltuend mit ausreichend Zeit inszeniert. Und doch gelingt es mir nicht, für die Liebeswirren eines alternden Verlegers zwischen (junger) Geliebter, Ehefrau und neuer (junger) Angestellten wirklich Interesse aufzubringen.