Im Mittelpunkt des leicht schwermütigen rumänischen Tigru – Day of the Tiger steht die Tierärztin Vera (wunderbar: Cătălina Moga, fand ich schon in Sieranevada toll), die vor Kurzem ihr Neugeborenes verloren hat und von ihrem Mann betrogen wird, eine toughe Frau, die sich jedes Selbstmitleid versagt und statt dessen nachts gerne im Zoo herumtreibt, wo sie sich wohlfühlt bei den Tieren und in den Gehegen. Es ist der Zoo, der ein Tigerweibchen aufgenommen hat, um das sie sich kümmert und das am nächsten Tag ausgebüchst ist. Die Großwildjagd im angrenzenden Wald beginnt!
Die Männer kommen in diesem Film nicht besonders gut weg. Das beginnt bei Veras Ehemann Toma (Paul Ipate), einem eigentlich ganz sympatischen, aber etwas wehleidigen Kindertheaterschauspieler, der es nötig hat, es sich von einer 19-Jährigen besorgen zu lassen. Weiter geht es bei dem lokalen Wildhüter, der sich bei dieser Gelegenheit augenblicklich in die Pose des rettenden Großwildjägers mit stillem Machogehabe wirft. Schließlich ist da noch die lokale Gangsta-Gang, die standesgerecht tätowiert mit Macheten herumfuchtelt und bei der Großwildjagd in den Bäumen sitzt. Schon sehr schön.
In dieser Groteske – seinem ersten Langfilm! – verbietet sich Regisseur Andrei Tănase jeden Klamauk, es reicht ihm, einfach nur genau hinzusehen, es ist ja alles da. Dazu kommen lakonische Dialoge mit trockenen Pointen, die Mienen bleiben ernst. Eingebettet ist alles in einem überraschend gut passenden popigen Score von JB Dunckel.
Als der Tiger in der Stadt gesichtet wird, werfen die Tigerfänger die Rollen der Großwildjäger ab und führen sich auf wie Terroristenabwehrkämpfer im Häuserkampf. Vera verfolgt den Tiger dann allein, bewaffnet lediglich mit einem wenig wehrhaft anmutenden Betäubungsmittelgewehr und entdeckt den Tiger schließlich im Garten einer Villa. Herrlich, wie der Tiger da am Pool in der Sonne liegt, direkt neben der im Liegestuhl eingeschlafenen halbnackten anorektischen Villabesitzerin!