Celeste Garcia macht sich auf die Reise zu einem fernen Planeten. Sie ist eine etwas verhuschte ehemalige Lehrerin, die nach ihrem Ausscheiden aus dem Schuldienst am örtlichen Planetarium als Museumsaufpasserin arbeitet, jeden Tag in ihrer Uniform nach Hause trottet, wo sie die schmerzenden Füße aus den drückenden Schuhen herauszwängt und wo ihr erwachsener Sohn im Sofa herumlümmelt und Computerspiele spielt. Celeste ist ein gutmütiger Mensch und jemand, der sich in sein Schicksal fügt. Doch als sich die Gelegenheit zu dieser intergalaktischen Reise bietet, zögert sie nicht lange und ergreift ihre Chance.
Arturo Infante kann selbst auch nicht recht erklären, wie er in El Viaje Extraordinario de Celeste Garcia so verschiedene Themen (so stimmig!) miteinander vereinen konnte: Von Anfang an war ihm klar, dass es in seinem Erstling um eine Figur seiner Elterngeneration gehen sollte, enttäuscht von der Revolution, auch etwas enttäuscht vom eigenen Leben. Es sollte ein Sciencefiction werden. Außerdem war Infante klar, dass die Hauptfigur eine Frau werden würde, weil er sich beim Schreiben in weibliche Figuren einfach einfühlen kann. Herausgekommen ist der erste Sciencefiction der kubanischen Filmgeschichte.
In der Hauptrolle trägt diesen Film trägt MARÍA ISABEL DÍAZ LAGO, die im europäischen Kino die in Spanien illegal lebende und Anschaffen gehende Nachbarin in Pedro Almodóvars Volver spielte. Im Unterschied zu dieser etwas herben Figur ist Celeste eine sanfte, zurückgenommene Frau, die es nicht leicht hatte im Leben. Doch dann klärt das Außenministerium im Fernsehen die Bevölkerung darüber auf, dass eine außerirdische Zivilisation vor ein paar Jahren auf der Erde gelandet war, sich unerkannt unter die Erdlinge gemischt hatte, um diese Kultur zu studieren, ausdrücklich die Vorbildhaftigkeit des kubanischen Systems und der dort herrschenden sozialen Gerechtigkeit gelobt, die Mission beendet hat und wieder abgeflogen ist. Als Gegenleistung können Erdlinge, wenn sie wollen, auf den fernen Planeten reisen, um die dortige Kultur kennenzulernen. Für Celeste ist das die Gelegenheit, auf die sie die letzten Jahre gewartet hat – sie entstaubt ihren Koffer, packt den Globus ein und ist entschlossen, den Aliens etwas über die irdische Geographie beizubringen.
Im einem an ein Militärcamp oder Gefängnis erinnernden Lager warten die Abflugwilligen darauf, dass die Aliens sie abholen kommen. Gedreht wurde in einer der zahlreichen Ruinen der riesigen Internatsschulen außerhalb der Stadt, in denen die Kubaner zu besseren Menschen erzogen werden sollten. Hier wird der Film vorübergehend zu einem drolligen Buddymovie: Die von einem Außerirdischen hochschwangere Fromme (das Alienbaby gibt im Bauch seltsame Geräusche von sich), der etwas in die Jahre gekommene schwuchtelige Tangomusiker, die prollige Prostituierte bilden mit Celeste ein Astronauten-Team, meistern gemeinsam den Alltag in diesem Abhollager – eine wunderbare Persiflage auf den alten pseudomilitärischen Drill, samt verhärmter Lagerleiterin mit Trillerpfeiffe, Gemeinschaftszimmern mit Metallstockbetten, zentral geregelten Schlafzeiten und dem über Lautsprecher schallenden Countdown zum Löschen des Lichts.
Der Klamauk kommt leicht daher, der Film verkommt bei aller köstlichen Absurdität nicht zum Schenkelklopfer, die Geschichte bleibt bei ihren Figuren und unterlegt den Spaß mit einer konstanten stillen Melancholie. Die Figuren sind weniger verdreht als vielmehr etwas gebrochen, man mag sie und begleitet sie. Arturo Infante ist ein kleines schräges poetisches Wunder gelungen.