ammore e malavita

Eingestimmt auf den Grad des Unsinns, der fast 140 Minuten lang auf uns niedergeht, sind wir spätestens, wenn wir am Anfang von Ammore e malavita/Love and bullets zusammen mit einer Gruppe von Amerikanern vor den Betonburgen der neapolitanischen Suburbs tanzen und über den ultimativen touristischen Thrill singen, die Brutstätten der Camorra in echt zu sehen! Unverfroren und mit sichtlichem Vergnügen bastelten die Manetti-Brothers aus den beiden ehrwürdigen Genres Gangster- und Musikfilm ihren neuen Film zusammen: Spätestens als der vermeintliche Mafiaboss im Aggregatszustand einer Leiche im Sarg zu singen beginnt, wird einem klar: Oh Schreck, ein Mafiamusical!

Don Vincenzo ist der gefürchtete o‘ re do pesce, der „Fish King“, Donna Maria seine ebenso durchgeschossene wie clevere Frau, beschützt werden sie von den gefürchteten Tigers, das sind ihre beiden Getreuen Rosalio und Ciro, die seit Kindesbeinen ihr Leben für sie geben würden. Doch Vincenzo ist müde von seinem gefährlichen Leben als Mafiaboss. Und da kommt die gewiefte Donna Maria auf die geniale – von James Bond inspirierte – Idee, seinen Tod zu inszenieren, um sich gemeinsam incognito in die Karibik abzusetzen. Doch der Plan geht schief: Plötzlich gibt es eine Zeugin, die den Toten lebendig sah, Ciros alte Liebe, die alles verändert. Jetzt steht Ciro alleine gegen den Clan – und eine teuflische Jagd auf den Killer in love beginnt, in deren Verlauf wegen entführten Töchtern geliebte Onkel zu Verräter werden und Diamanten in Back-to-the-Future-Modellautos versteckt werden. Am Ende – so viel darf verraten werden – wird die Liebe siegen, allem Maschinenpistolengeknatter und der ganzen Kohle zum Trotz, herrlich!

Abgesehen von der grellen Inszenierung, die kein Klischee auslässt und in der Fotografie von Francesca Amitrano zwischen Fernseh-Trash und Thriller-Hochglanz oszilliert, den lustigen Choreographien und dem anachronistischen Score (eine wilde Mischung aus Pseudo-Gangsterrap, Soulstücken und einer neapolitanischen Fassung von „What a Feeling“ aus Flashdance) lebt der Film vor allem von den überzeichneten Figuren und dem Cast: der Mafiaboss (Carlo Buccirosso) weinerlich und unter dem Pantoffel seiner Frau, Ciro (Giampaolo Morelli) ist der undurchdringliche Helden-Schönling mit vollkommen erstarrter Miene, RAIZ als grimmiger, eindimensionaler Rosario und Antonio Buonomo als verschrobener und liebenswerter Zio Mimmo. Über allen steht schließlich die von Maske und Kostüm entsprechend zugerichtete Claudia Gerini als Donna Maria, die ein Feuerwerk der exaltierten Schauspielkunst – und der Blödelei – auf uns niederprasseln lässt!

Die schrille Genremixtur aus Mafia-/Gangsterfilm, Con-Film, Komödie, Verarsche, Liebesgeschichte und Musical ist grober Unfug, der zwar in seinem Tempo leider immer wieder einbricht, aber trotzdem über weite Strecken richtig Spaß macht!