Nachdem ich den dritten Tag pausieren musste, konnte ich meinen Besuch des Internationalen Frauenfilmfests am vierten Festival- und meinem letzten Tag mit zwei wunderbaren Dokumentarfilmen beenden: Am frühen Abend sah ich im Filmforum des Museums Ludwig einen mich tief beeindruckenden chilenischen Film. Die junge Filmemacherin Lissette Orosco begleitete sich mit der Kamera bei ihrer Auseinandersetzung mit ihrer Lieblingstante Adriana, nachdem herausgekommen war, dass diese nicht nur bei der Pinochet-Geheimpolizei DINA gearbeitet hatte, sondern noch dazu in einem erst 2007 entdeckten Folter- und Todeslager. Die Nichte recherchiert, die Tante weist jede Verantwortung von sich – und hält sich an den Schweigepakt, ihren eigenen Pacto de Adriana. Ein ruhiger Film, in dem Orosco beeindruckend mit einfachen filmischen Mitteln den richtigen nüchternen Ton trifft. Am späten Abend ging es dann in Mayyel ya ghazayyel (Those Who Remain) der libanesischen Regisseurin Eliane Raheb, ein filmisches Porträt über Haykal, einen so eigenwilligen wie charismatischen Bauern und Restaurantbetreiber im Al-Shambouk-Gebirge. Ein Leben in wunderschöner Berglandschaft, aus der die Jungen in die Städte abwandern, und Bedrohungen des syrischen Kriegs und der ISIS nur wenige Kilometer entfernt sind.