fabiana

Eine der ersten Einstellungen im Profil, mit der Kippe im Mund, der Blick konzentriert nach vorn auf die Straße gerichtet, den Ellbogen lässig am offenen Fenster, der Wind streicht ihr durchs Haar. Fabiana: Transgender, Lesbe. Truckdriver. Was für eine mutige, coole und freie Frau!

In den 89 Minuten des Films begleiten wir Fabiana zusammen mit der Regisseurin auf ihrer letzten großen Fahrt quer durch Brasilien, bevor sie sich nach dreißig Jahren on the road in den Ruhestand verabschiedet. Zusammengeschnitten aus 80 Stunden Material von Fabiana plus 20 Stunden Landschaftsaufnahmen, aufgenommen auf elf Tausend Kilometern Strecke durch Brasilien in 20 Tagen. Brunna Laboissière begegnete Fabiana zufällig, als sie per Anhalter zu ihren Eltern fuhr. Laboissière sagt vor dem Film, es gehe ihr selbst oft mehr um die Reise als um das Ankommen. Sie fährt zuerst beim Trampen einen ganzen Tag mit ihr, sie reden und reden, am Ende tauschen sie Telefonnummern aus. Die Idee eines dokumentarischen Porträts entsteht.

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iffr – 3. tag

Auch an diesem heutigen Dienstag beginne ich wieder bereits um halb elf mit dem ersten Film. Heute steht Fabiana auf dem Programm, eine brasilianische Doku über eine Transfrau und Lastwagenfahrerin, auf die ich mich schon sehr freue. Dafür muss ich allerdings über die große Erasmusbrug auf die andere Seite der Maas fahren, aufregend. Bin viel zu spät dran, natürlich verfahre ich mich und komme völlig erledigt und verschwitzt ein paar Minuten zu spät im Kino LantarenVenster an. Was für ein Kino! Moderne, extrem großzügige Architektur mit durch den Raum freischwebenden Treppenaufgängen und riesigen Fenstern im Kinocafé und Blick auf den Rijnhafen, ein Traum.

Nach dem Film, aus dem ich nach einem spannenden Q & A mit der jungen, sympatischen brasilianischen Regisseurin Brunna Laboissière von Fabiana regelrecht glücklich herausstolpere, ist ein Koffie verkeerd in diesem wunderbaren Kinocafé ein Muss. Vergnügt schreibe ich an der Besprechung herum, vergesse dabei die Zeit und muss mich abermals sputen, um in meinen zweiten Film zu kommen, Merzak Allouaches neues Werk Rih ribani (Divine wind) über zwei junge Menschen, die einen Selbstmordanschlag auf eine algerische Raffinerie ausführen sollen. Auf der Erasmusbrug werden alle meine Hoffnungen, es noch pünklich ins Kino zu schaffen, zerstört, als plötzlich eine Schranke den Verkehr unterbricht und ein Teil der Brücke wie von Geisteshand in die Höhe entschwebt, um zwei Schlepper mit riesigen schwimmenden Lastkränen durchzulassen. Ich bin beeindruckt  (ich habe das Foto hier mit der großen Datei verlinkt, beachte die Größe der Autos, die da unter dem Brückenteil herausschielen!). Der mit mir rauchende, BMX-fahrende junge Rotterdamer, mit dem ich ganz beschwingt über dieses Spektakel ins Gespräch komme, meint, das würde nur sehr selten passieren, diesen Teil der Brücke habe auch er noch nie in die Höhe entschweben sehen, aber darüber könne sein Großvater mehr erzählen, weil der da irgendwie gearbeitet habe. Ich will nach Rotterdam! Den Anfang des Allouache-Films verpasse ich.

Mein Abendfilm ist wieder in LantarenVenster, also fahre ich (mit einem Zwischenstopp beim Japaner) – wieder über die Erasmusbrug – zurück in das wunderbare Kino-Café und bin dankbar, dass mich zu dem sperrigen Allouache-Film etwas die Muse beim Schreiben küsst. Um kurz vor sieben gibt es dort dann die Doku Historia de mi nombre der Chilenin Karin Cuyul über eine autobiographische Spurensuche, die in die Tiefen der diktatorischen und nachdiktatorischen Gesellschaft führt.