Gezielte Überfälle auf Zivilisten, Dörfer werden ausradiert oder Passagiere von Linienbussen erschossen. Es herrscht Krieg im Dschungel von Kolumbien. Rebellen oder Soldaten, massive Gewalt auf allen Seiten, Leichen werden in anonyme Massengräber geworfen und verbrannt, Sklavinnen gehalten und brutal vergewaltigt, Frauen morden in den militärischen oder paramilitärischen Strukturen mit und müssen zugleich für sexuelle Dienste zur Verfügung stehen. Die Grenzen zwischen Uniformen, zwischen Täter und Opfer verschwimmen. Erzählt werden drei voneinander unabhängige Geschichten von Frauen, die aus dem Dschungel nach Bogotà zu fliehen und so zu überleben versuchen. Angesichts des Terrors des Krieges verlieren die Opfer ihre Sprache, der Film übernimmt ihre Perspektive und verzichtet komplett auf Dialoge. Gerahmt sind diese drei Erzählungen von betörenden Aufnahmen von Landschaften und Menschen. Die Gewalt des Krieges im irritierenden Kontrast zur ästhetisierten Darstellung von Vegetation in satten, meist dunklen, dann auch leuchtenden Farben, der Überfülle des dunklen Dschungels, von weiten, nebelverhangenen Landschaften, der Blick der Kamera (Fernando Lockett) bleibt in einer langen Beobachtung des Minenspiels einer Figur hängen. Filmmusik gibt es so wenig wie Dialoge. In der Tonspur: Das Kreischen des Dschungels, in dem die Handlung über weite Strecken spielt, durchbrochen von dröhnendem Hardcore aus einem Autoradio oder dem unverständlichen Gemurmel einer Gruppen von Soldaten. Oscuro animal ist der erste Spielfilm von Felipe Guerrero, der bisher Dokumentarfilme gedreht hat (Paraiso 2006 und Corta 2012). Die Premiere war im Januar auf dem Rotterdamer Filmfestival, seitdem lief der Film auf zahlreichen Festivals und gewann viele Preise. Oscuro animal ist streng in der Form, brutal im Gegenstand, ästhetisch im Bild, politisch im Thema und poetisch in der Umsetzung.