O que arde – Das Feuer wird kommen beginnt mit einer Akte, die von Hand zu Hand gereicht wird: Da drückt jemand den Stempel aufs Papier, eine dicker Stapel wird zusammengeheftet. Aus dem Off Stimmen: Oh, das ist der, der ein ganzen Berg abgefackelt hat. Er hat zwei Jahre gesessen, jetzt ist er auf Bewährung raus.
Er, das ist Amador. Amador (Amador Arias) kehrt zurück in sein Dorf zurück, in einer Berglandschaft voller Wälder in Galizien. Er hat einen langen Weg von der Busstation zum abgelegenen Haus seiner Mutter vor sich, lehnt eine Mitfahrgelegenheit ab, er geht lieber zu Fuß im Regen die sich den Berg hinaufschlängelnde Straße entlang, am Ende querfeldein. Eine gebeugte kleine hutzelige Frau arbeitet im Gemüsegarten. Sie hebt den Kopf und sieht ihn lange an.
„Hast Du Hunger?“
„Ich werde eine Zeitlang bei Dir wohnen, Mutter.“
Amador sitzt am Tisch, Benedicta schürt das Feuer im Herd und kocht ein bescheidenes Abendessen. Gesprochen wird nicht weiter, wie überhaupt sehr wenig in diesem Film von Óliver Laxe. Später sagt Benedicta aber, wie froh sie ist, dass er wieder da ist. Amador macht den Hof, kümmert sich um die Kühe, die Mutter und Sohn zusammen mit der alten Hündin Luna auf andere Weiden treiben. Amador hält sich fern von anderen Menschen. Die Darstellerinnen und Darsteller hat Óliver Laxe in der örtlichen Bevölkerung gecastet, sie sprechen die Sprache der Gegend, tragen ihre Vornamen, bewegen sich selbstverständlich in der Natur, was vor allem bei Benedicta Sánchez sehr beeindruckt, die zum Zeitpunkt des Drehs 82 Jahre alt ist.
Und dann brennt es wieder. Feuerbrunst in der Nacht, brachiale Gewalt der Flammen mit apokalyptischer Zerstörungskraft. Die Kamera begleitet die gefährlichen Löscharbeiten der Feuerwehrleute, der Film wird zum Dokument, die Bilder abstrahieren die Gegenständlichkeit durch den genauen und nahen Blick in musterartige Schönheiten. Strenge Einfachheit in der Beobachtung auf der einen Seite, gewaltige Bilder von Natur auf der anderen Seite, beides zusammen entwickelt eine hohe sensuelle Emotionalität, die nicht verführen will und der man sich deswegen bereitwillig und gerne ergibt.
Die letzte Szene des kurzen, keine 90 Minuten langen Films dann die aufgebrachten, unter Schock stehenden Leute. Zwei stürzen sich auf Amador und können nur mit Mühe von den Anderen dann zurückgezogen werden. Benedicta hilft ihrem Sohn auf, der sich das Blut aus dem Gesicht wischt, sich von den Menschen abwendet und fortgeht. Benedicta folgt ihm, dreht sich aber nochmal einmal um und blickt auf die auf dem Platz Stehenden.
Selten einen Film gesehen, der so stark auf die emotionale Wahrnehmung statt auf analytische oder gar psychologische Interpretation setzt. Wenn es in diesem Film um eines nicht geht, dann um Schuld oder Erklärung. Es geht um die Darstellung von Leben, von Menschen, von Natur, vom Lauf der Dinge in ihrer Essenz. Der Film ist kein Kommentar, sondern Sehen.