les garçons sauvages

Fünf (wilde) Jungs (garçons sauvages eben, gespielt von Schauspielerinnen) aus jeweils guten Stuben bilden eine Bande, haben Spaß und halten im Guten und „vor allem im Bösen“ zusammen. Bis sie es zu bunt treiben, ein Verbrechen begehen und zwecks Umerziehung einem raubeinigen Ahab-liken Kapitän überantwortet werden, der zu wissen meint, wie sich solch ein Gesocks pazifizieren lässt. Er nimmt die fünf auf eine Seereise, auf der er mit seinen rabiaten Strafmethoden den verzogenen jungen Männern bald ihre Arroganz und ihren hedonistischen Mammon-Götzen austreibt und sie zu Gehorsam – und zum Singen bringt, wobei dabei die Aussicht auf nähere Bekanntschaft mit dem prächtigen Gemächt des Käptns bei manchem auch eine Rolle spielt. Ziel der Reise: Eine mysteriöse Insel, die nirgends kartografisch erfasst ist, voller Gefahren steckt, sich zugleich als pralles Paradies der Wolllust entpuppt. Die Jungs jedenfalls lassen es sich nach der erschöpfenden Reise endlich wieder gut gehen, saufen aus phallusartigen Pinienzapfen milchige Flüssigkeiten und kopulieren mit Vulvapflanzen und im Überschwang auch mal miteinander. Doch birgt die unheimliche Insel ein Geheimnis, das sie für immer verändern wird…

Eine märchenhafte Parabel mit Überbau, die der französische Filmkünstler Bertrand Mandico als hochartifiziellen poppigen Polit-Trash inszeniert, musikalisch ekklektisch mit Elektrobeats, B-Film-Scores, Nina Hagen und dem Tanz der Zuckerfee aus Tschaikowskis Nussknacker untermalt und natürlich nicht darauf verzichtet, den Zuschauer unablässig mit Literatur- und Filmzitaten zu bombardieren. Das ist ziemlich eingebildet, auf jeden Fall schräg, manchmal sogar ein bisschen lustig.

Immer wieder denke ich müde, dass der Film vielleicht doch einfach in die Schublade „überflüssig“ gehört, auch wenn ich den Mädchen als Jungs und ihrer andogynen Schönheit gut zusehen kann und die Freiheit und brutale Sexualität der Jungs sogar etwas genieße, genauso wie den eher etwas schlichten Nonsense des ganzen Films. Ach so, wie war das nochmal mit dem Überbau? Eine Utopie über fluide Genderidentitäten?!? Frauen an die Macht?!? Wie gesagt, alles etwas schlicht. Mein Fazit: Der Film macht über einige Strecken Spaß, hätte aber böser, intelligenter, krasser ausfallen können, ist mir bei aller Schrägheit zu harmlos und bleibt zu sehr in der überästhetisierten Oberfläche stecken.