Mein dritter Tag in Rotterdam. Nach der gestrigen Pleite schaue ich am Nachmittag drei Filme unmittelbar nacheinander und muss mich ein bisschen beeilen, um zwischen den beiden Kinos hin und her zulaufen. Ich beginne mit Tigru – Day of the Tiger und: Meine Wertschätzung für den rumänischen Film wird nicht enttäuscht.
Etwas ratlos bin ich hingegen mit dem in der Kritik bisher hochgelobten Saint Omer von Alice Diop, einem wunderschön fotografierten und karg inszenierten Film, der von einem Gerichtsprozess um eine senegalesische Frau erzählt, die ihr Baby umgebracht hat, ihre Tat nicht, wohl aber ihre Schuld leugnet. Es geht um intergenerationale Traumavererbung, um kolonial gesteuerte Blicke und Verurteilungen, um Mutterschaft – spannende Themen, ich bleibe aber nachhaltig irritiert von der unangemessen emotionalisierenden Machart.
Schließlich geht es auf die Weltpremiere des slowakischen Politthrillers Moc – Power, die Crew ist abgesehen von Regisseur Mátyás Prikler anwesend. Es ist erst neun, als ich an diesem Tag mit Filmschauen fertig bin. Ich setze mich ins sehr laute, dafür aber angenehm leicht überheizte Theatercafé und schreibe, bis mir die Augen zufallen.