Mein letzter Tag auf dem Rotterdamer Filmfestival beginnt um 9.15 Uhr mit dem Dokumentarfilm Ziva Postec. La monteuse derrière le film Shoah von Catherine Hébert. Ziva Postec arbeitete sich ab 1979 sechs Jahre lang, bis zur vollständigen Erschöpfung, durch die 350 Stunden Filmmaterial, das Claude Lanzmann für den Film gedreht hatte. Abgesehen von dem schieren Umfang und des emotional extrem belastenden Inhalts der Augenzeugenberichte über den Holocaust bestand das Material ausschließlich aus Interviews, die extrem schwierig zu einem Film zu montieren waren. Ziva Postec überzeugte Lanzmann, wieder nach Polen zu fahren und die Orte der Vernichtung heute zu filmen, um Landschaften als Räume der Imagination für die Zuschauer zu schaffen. Die Montage von Shoah war ein Mammutprojekt, in das sich Ziva Postec wie in einem freiwilligen Gefängnis selbst eingeschlossen und für das sie persönlich viel geopfert hat, wie sie freimütig auch mit großer Reue im Blick auf ihre Familie einräumt. Trotzdem sagt sie, die Arbeit an diesem wichtigen Film sei der Höhepunkt ihrer Karriere gewesen. Zu dem schwierigen und egomanen Claude Lanzmann bricht der Kontakt im Anschluss an die Vollendung des Films ab und Ziva Postecs Anteil an diesem Film gerät in Vergessenheit.