a la recherche des femmes chefs

| r vérane frédiani | doc – f 2016 | b vérane frédiani | 106 min |

quelle: hofer filmtage

Es ist ja wahrlich nicht so, als ob es keine Frauen in der Küche gäbe. In der Spitzengastronomie dagegen sind Frauen nicht zu sehen. Vérane Frédiani ist diesem Phänomen in ihrem Dokumentarfilm nachgegangen und hat sich auf die Suche nach weiblichen Chefköchinnen (A la recherche des femmes chefs) gemacht. Abgesehen davon, dass sie selbstverständlich Köchinnnen findet und porträtiert, gibt Frédiani Erklärungen sowohl dafür, wie die zahlenmäßig massiv unterrepräsentierten Köchinnen aus den Leitungspositionen der Küchen herausgehalten werden, als auch dafür, wie man(n) die wenigen Frauen in den Spitzenküchen systematisch unsichtbar hält. A la recherche des femmes chefs zeigt mit Witz, Charme und Wärme wie man eine gender-gerechte Sichtweise auf das Phänomen Frauen und Profiküchen entwickeln kann und lässt verschiedene Branchenkenner die struktuellen Mechanismen erklären, mit denen Frauen systematisch aus den Spitzenpositionen herausgehalten werden.

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Vor allem aber kommen die Köchinnen selbst zu Wort: Chefköchinnen in Restaurants in der ganzen Welt (darunter die mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete Anne-Sophie Pic), eine argentinische Spitzen-Sommelière, die Teilnehmerinnen einer Kochschule in Paris, eine dänische Spitzenköchin mit sozialen Anliegen oder Köchinnen in den Straßen-Garküchen in China. Wir tauchen ein in den Kosmos der verschiedensten Essens- und Kochtraditionen. Es geht um die legendären Mères Lyonnaises, von denen im Jahr 1933 gleich zwei mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet worden sind. (Im 20. Jahrhundert sollte nurmehr 1951 eine Frau diese Auszeichnung bekommen, die nächste Frau – Anne-Sophie Pic – erst wieder 2007). Eine der Mères Lyonnaises – Eugénie Brazier – propagierte (man sieht Ausschnitte aus einem wunderbaren Archivfilm) als Grundprinzipien ihrer Kochkunst die Einfachheit der Gerichte, die Frische sowie die Qualität der Produkte. Und es war kein geringerer als Paul Bocuse, für seine Affären berüchtigt und Frauen aus der eigenen Küche systematisch heraushaltend, der mehrere Jahre nach seiner Lehre in der Küche der Mère Brazier arbeitete, womit diese weibliche Koch-Tradition ganz grundlegend die Geschichte der Nouvelle Cuisine beeinflusst haben dürfte.

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Es macht Freude, diesen Frauen zu begegnen, die sich in einer der letzten so grundlegend männlich dominierten Bastionen unserer Gesellschaft durchgesetzt haben, Zeugen ihrer Kraft und Wortgewaltigkeit zu werden. Es ist eine Welt, die, wie eine Köchin berichtet, von militärähnlichen Strukturen geprägt ist, eine Welt, in der Frauen ohne Zweifel ungleich schwierigeren Bedingungen ausgesetzt sind. Und in der Frauen wie die dänische Spitzenköchin die Kochkunst dazu benutzen, die sozialen Bedingungen in Bolivien zu verbessern. Denn, wie sie am Ende des Filmes sagt: „We believe we can change the world through gastronomy.“