Gary (Glen Powell) ist ein braver und etwas einsamer Durchschnittstyp, der mit seinen beiden Katzen in einem bescheidenen kleinen Häuschen in den Suburbs von New Orleans lebt und in seiner Freizeit Vögel beobachtet. Als Dozent unterrichtet an der Universität Psychologie und Philosophie. Naja, im Nebenberuf verdingt er sich noch als Tech-Nerd bei der Polizei. Als es zu einem personellen Engpass kommt, springt Gary als vermeintlicher Auftragskiller ein. Sehr zu seinem Erstaunen ist er ziemlich gut darin und findet einigen Gefallen daran, wenn die Auftraggeber auf ihn hereinfallen – und danach direkt in den Knast wandern.
Garys Arbeit als Hitman wird ihm mehr und mehr zum intellektuellen Spiel, aber auch zur Herausforderung, den mutmaßlichen Vorstellungen zu entsprechen, die sich die verschiedenen Leute, die die Morde in Auftrag geben, über einen Auftragsmörder machen. Es ist schon sehr lustig, was sich die Costume (Juliana Hoffpauir) und Makeup Departments (Tara Cooper) da an unterschiedlichsten Killerkarikaturen ausgedacht haben.
Und wer sich fragt, wie Richard Linklater bloß auf solch einen Unsinn kommen konnte, dem sei der Hinweis darauf gegeben, dass die ganze Story auf einer wahren Geschichte basiert – frei nach dem Motto: Die absurdesten Geschichten schreibt immer noch das echte Leben. Denn den Universitätsdozenten Gary Johnson, der sich im Nebenjob als fake-Auftragsmörder für die Polizei verdingte, hat es tatsächlich gegeben. Linklater ließ sich von einem (im Übrigen exzellent geschriebenen) Artikel im Texas Monthly inspirieren, den der bekannte Journalist Skip Hollandsworth über Johnson verfasst hatte. Laut Hollandsworth war der 2022 verstorbene Gary Johnson wohl als Killer-Mime so herausragend, dass er unter Eingeweihten den Ruf des „Laurence Olivier of the field“ genoss, wenn ich das mal aus dem höchst amüsanten Artikel zitieren darf.
Dass die Handlung in Linklaters Film hingegen weitgehend voraussehbar ist, hat mir gar nicht so viel ausgemacht, und ich schaffte es, großzügig über die eine oder andere etwas zu lange Szene hinwegzusehen. Komischerweise verzieh ich dem Film auch das sogar für eine Thrillerverarsche viel zu schleppende Tempo und die zuweilen Linklater-typische Fernsehoptik. Das Liebesgetänzel zwischen dem fake-Hitman und der vor der Justiz in einem Anfall von Verknalltheit geretteter fast-Auftraggeberin mit dem grandiosen Namen Madison (Adria Argona) ist mir persönlich dann aber wiederum viel zu konventionell geraten. Aber egal: Als leichtfüßige Genreparodie finde ich Hit Man trotz allem gelungen, die Nebenrollen sind durchgehend wunderbar schräg besetzt (besonders hervorzuheben sind Retta und Sanjay Rao als Garys Cop-Buddies), ich habe an vielen Stellen wirklich lachen müssen und ließ mich gut unterhalten durch den Film schaukeln.
| Hit Man | USA 2023 | 113 min | reg Richard Linklater | buch Richard Linklater & Glen Powell | vorlage Skip Hollandsworth | cam Shane F. Kelly | cut Sandra Adair |