Nachdem ich am dritten Festivaltag von einer unbestimmten Filmmüdigkeit überwältigt worden und deshalb ausgefallen war, startete ich am Dienstag mit neuer Energie in den vierten Festivaltag: Am frühen Nachmittag gab es den kolumbianischen Oscuro animal von Felipe Guerrero über den Krieg in Kolumbien, der mir dann mit seinen poetisch gemeinten Symbolismen etwas überfrachtet im Magen lag. Direkt im Anschluss an diese schwere Kost hatte es Ira Sachs‘ Little Men bei mir ein bisschen schwer, obwohl der Film eine genau beobachtete Coming-of-Age-Geschichte erzählt, eine enge Freundschaft zweier unterschiedlicher Jungen in einem von Gentrifizierung unter Druck stehenden und sich veränderten Viertel von New York. Ein kleiner, sehr schöner Film. Zugunsten eines Kneipengangs ließ ich dann den ursprünglich für den späten Abend geplanten Rester Vertical von Alain Guiraudie sausen, in den ich mich, den trashigen und reichlich expliziten Inconnu du lac kennend, eh nicht so richtig traute.