L’île rouge

Ich mache jetzt alles falsch und beginne mit dem Ende des Films: Miangaly (Amely Rakotoarimalala) durchschreitet das Tor des Militärgeländes nach draußen und steht in einer anderen Realität: in ihrem eigenen Leben, in einer Welt, die wir den ganzen Film über nicht gesehen haben. Die eigentliche Welt ihres Landes Madagaskar, der roten Insel (L’île rouge / Red Island). Der narrative Bruch irritiert. Aber plötzlich sehen wir auch, dass die französische Kolonialwelt, in der wir die letzten eineinhalb Stunden verbracht haben, schwer bewacht und mit Stacheldraht umzäunt ist, wie abgeschirmt sie von diesem Land und seiner Bevölkerung ist. Und dass ihr Schicksal eine völlig andere Geschichte ist.

Inspiert von seinen Kindheitserinnerung nahm uns Robin Campillo mit in das Leben der Angehörigen der französischen Militärs Anfang der 1970er Jahre, die in Madagaskar auch nach der Unabhängigkeit 1960 stationiert waren. Ein sorgloses Leben im Wohlstand, unter Freunden, wie ein nie endener Urlaub im Paradies. Es gibt das großzügige eigene Haus mit Angestellten, durch die gut eingeübt hindurchgesehen wird, Parties, den Swimmingpool für die Nachmittage, den Strand am Abend. „Das ist der schönste Ort auf der ganzen Welt“ ist ein Satz, der mehrmals fällt.

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Ich werde das Kölner Filmfest mit zwei besonderen Filmen beginnen, auf die ich mich wirklich freue: Am Nachmittag werde ich L’île rouge (Red Island) sehen, die von Kindheitserinnerungen inspierte Erzählung auf Madagaskar in den 1970er Jahren von Robin Campillo, dessen Eastern Boys ich sehr geschätzt habe und dessen 120 battements par minute ganz oben auf meiner Wunschliste der noch ungesehenen Filme steht.

Danach gibt es All of us strangers von Andrew Haigh mit Andrew Scott und Paul Mescal, hui hui hui … und mit Jamie Bell und Claire Foy – was für ein Cast! Beide Vorstellung auf dem Filmfest sind restlos ausverkauft. Und ich habe selten unter so jungen Menschen im Kinosaal gesessen.