Une jeunesse dorée

Une jeunesse dorée – das ist Kino, das aus dem Vollen schöpft. Ein opulentes Bilderwerk, das beim Zusehen viel Spaß macht. Das Setting: Ende der 70er Jahre, die französische queere Discoszene, Hauptspot: der legendäre „Le Palace“, der angesagteste Club von Paris. Auch wenn die Story manchmal etwas stockt, treibt einen die Musik durch den Film. Die Figuren sind von Alkohol und Drogen aufgepuscht, drehen immer weiter auf, die Emotionen schrauben sich immer höher. Wir sind im „Le Palace“, wir sind in einem prächtigen Anwesen auf dem Land, wir sind in einer riesigen Altbauwohnung, am Pult legt ein afroamerikanischer DJ auf und tanzt, alle Figuren sind exaltiert und aufgedresst und jung und schön. „Une jeunesse dorée“ weiterlesen

ffm19 – erster tag

Mit den Filmen geht es für mich erst am Sonntag am frühen Abend los. Dieses Jahr ein schöner Auftakt mit Une jeunesse dorée, einem pulsierenden Film über Verführung, Manipulation, Liebe und Käuflichkeit, ein Porträt der Dekadenz, der Popmusik, der Mode, der queeren Szene Ende der 1970er Jahre. Eva Ionesco setzt dem legendären Pariser Club Le Palace in diesem autobiographischen Film ein opulentes Denkmal. Mit ISABELLE HUPPERT und MELVIL POUPAUD. Vielleicht kein wirklich guter Film, Huppert und Poupaud liefern hier wohl nicht ihre besten Darbietungen, aber ein Film, der aus dem Vollen greift und deswegen trotzdem Spaß macht.

Trotz des langen Tags und der extremen Hitze, die die ganze Stadt in eine dickflüssige Luft einhüllt, schaffe ich es noch in eine Spätvorstellung. Als ich im Arri ankomme, bin ich schockiert: Das alte Kino ist verkauft und zur Astor Film Lounge umgestaltet worden, ein weiteres Traditionskino ist gestorben. Ich sehe Ethan Hawkes neuen Streifen über Blaze Foley, einen Folkmusiker, der die große Karriere nie geschafft hat. Ein berührender Musik- und ein Liebesfilm, authentisch, nah an seinen knorrigen Figuren, mit wunderbarem Soundtrack.