Im Nirgendwo ein abgelegenes Gelände im Wald. Es werden Hunde gehalten und in Gefangenschaft aufgezogene Wildtiere. Ein älteres Ehepaar und die alleinstehende Tochter mit ihrem kleinem Sohn wohnen im großen Haus. Auf der anderen Seite des verschlammten Hofes steht eine Hütte, von einer Straßenlaterne beleuchtet. Hier haust Egor. Er ist der Tierarzt – und eine Art Knecht.
Nur wenige Szenen spielen jenseits dieses Ortes, es gibt da ein Nachbarhaus, und einen Ausflug in das Städtchen. Und die Wälder und Seen. Ansonsten ist das Setting des Films abgeschlossen. Natalia Meshchaninova hat mit Serdtse mira (Core of the World) ein Kammerspiel geschrieben, in dessen strengen Rahmen die Figur des etwa dreißigjährigen Egor (verkörpert von STEPHAN DEVONIN) genug Raum bekommt, um langsam in seiner Verstörtheit gezeigt zu werden. Da ist seine Zärtlichkeit gegenüber den Zicklein, die er mit der Flasche füttert, seine Besonnenheit in der Operation eines verletzten Tieres, seine Liebe zum versehrten Hund – und dann ein unerbittliches Eindreschen auf Menschen. Ein kurzer, in der Unmittelbarkeit umso eindringlicherer Ausbruch roher Gewalt und kondensierter Wut.
Egor ist ein Heimatloser, ein Traumwandler, der langsam in die Strukturen dieser kleinen Gemeinschaft am Ende der Welt hineinwächst, die Angebote zum Essen ohne Entschiedenheit annimmt. Und ohne es zu merken, ein Teil davon wird.
Natalya Meshchaninova gelingt eine behutsame und auch irgendwie unparteiische Zeichnung eines schwerverletzten Menschen, gefangen in Wut, eingekapselt in der Angst vor sich selbst, voller unendlicher Bedürftigkeit.