Bislang ist die Festivalbilanz prächtig, an den drei Tagen habe ich überwiegend tolle Filme gesehen. Und dann der Mittwoch: Zunächst Paul Verhoevens neuer Film: Elle, das ist (fast möchte man sagen: natürlich) Isabelle Huppert als eine wunderbar biestig geratene elegante Pariserin, die in ihrem Haus vergewaltigt wird, Opfer aber höchstens zu Beginn ist. Hintergründiges, spannendes, witziges und vor allem ausgesprochen intelligent geschriebenes Hochglanzkino (Drehbuch: David Birke) nach einer Romanvorlage von Philippe Djian! Brilliant. In Claire Denis‘ Nénette et Boni am Abend geht es aus der Gegenwart in die Neunziger, aus dem mondänen Paris in ein heruntergekommenes Viertel von Marseille. Die zarte, unsentimental erzählte Geschichte des in den schweren sexuellen Nöten eines verliebten Achtzehnjährigen steckenden Boni und seiner jüngeren ungewollt schwangeren Schwester Nénette, jungen Menschen, auf sich selbst zurückgeworfen, stark und schön, sehr einsam. Eine ruppige Geschwisterliebe in einer rauen Umwelt.