ffm 2017 tag fünf

Der fünfte Filmfest München-Tag beginnt für mich schon mittags mit meiner ersten Pressevorführung. Und tatsächlich gibt einen gewissen Filmpromi-Effekt, ich sehe ein paar bekannte Gesichter, die ich nicht zuordnen kann, und das der letztjährigen Kuratorin der Hofer Filmtage. Die Pressevorführung von Western, dem neuen Film von Valeska Griesebach, im großen Saal der HFF ist gut besucht, kein Wunder, lief der Film im diesjährigen Wettbewerb von Cannes und hat durch die Bank begeisterte Kritiken in den Feuilletons geerntet.

Am frühen Abend rette ich mich in letzter Minute vor dem Gewitter in das Kino am Sendlinger Tor, eines der letzten alten großen Münchner Kinos, das ich nur zum Filmfest besuche, weil dort ansonsten leider nur trashiges und mit Vorliebe deutsches Mainstreamkino gezeigt wird. Heute läuft The Burglar der israelischen Regisseurin Hagar Ben Asher über eine einsame, verlorene und verwirrte junge Frau, die in Wohnungen einbricht und einen älteren Geologen (Ronald Zehrfeld) kennenlernt. Zehrfeld macht den Ausschlag, dass ich mir den Film ansehe, und zur Belohnung ist er im Anschluss an die Vorführung (in hässlichem Motto-T-Shirt) anwesend und schafft es, mit seiner ersten schlichten Antwort jede mystische Aura augenblicklich zu pulverisieren.

Während des Gewitters schlägt übrigens in München an diesem Tag der Blitz ein und sorgt dafür, dass in einigen Kinos der Strom ausfällt und die Filme unterbrochen werden.

In der Spätvorstellung schließlich gibt es den szenischen Dokumentarfilm Era o Hotel Cambridge über die soziale Bewegung der Wohnungslosen und ihre Häuserbesetzungen in Brasilien, der mich tief beeindruckt. Familien aus der Stadt, aus dem Norden des Landes, Flüchtlinge aus der ganzen Welt leben zusammen in einem riesigen Wohnungsblock in São Paolo und kämpfen für ihr in der brasilianischen Verfassung verankertes Recht auf Wohnung. Die Schwestern Eliane Caffé (Regie) und Carla Caffé (Filmarchitektur) erklären im Anschluss an den aufwühlenden Film politische Hintergründe und ihr eigenes Engagement, das aus diesem Filmprojekt entstanden ist.

 

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